Tsunami 2004.

Alle Jahre wieder, wenn sich am 26. Dezember das Weihnachtsfest so langsam dem Ende nähert, wenn alle Weihnachtsgrüße verschickt, alle Geschenke ausgepackt, alle Essen gegessen und alle Weine getrunken sind, dann beginnt für uns noch einmal ein ganz besonderes Fest: Wir feiern Geburtstag!

Es war der 26. Dezember 2004, morgens so gegen halb 10. High Season im „The Racha“ und auch bei uns in der Tauchbasis „Racha Seamaster Divers“. Herrlichstes Wetter, wir waren gerade dabei, den ersten Tauchgang des Tages vorzubereiten. Und auf einmal war nichts mehr wie vorher: das Wasser zog sich zurück und kam nach kurzer Zeit mit unglaublicher Wucht und ungebremst zurück… Es hatte ein starkes Seebeben gegeben und wir erlebten den heftigsten Tsunami seit Menschen gedenken…

Wenn ich heute daran denke, wie unsere Basis mit massiven Beton-Wänden (in die man nicht einmal ein Loch für einen Dübel bohren konnte) geradezu weggewischt wurde,  dass wir unseren Kompressor (den man mit 6 ausgewachsenen Männern kaum vom Fleck bewegen konnte) mehrere 100 Meter hinter dem Hotel wiederfanden, wenn ich mir diese unglaubliche zerstörerische Kraft vorstelle, die da über uns hineinbrach, die hunderttausende Menschen tötete und ganze Landstriche überall in Asien verwüstete und wenn ich daran denke, dass wir da mitten drin waren und nicht einmal ernst zu nehmende Kratzer davongetragen haben, dann war genau das wohl mein ganz persönliches Weihnachtswunder.

Mein Verhältnis zum Leben hat sich damals geändert, mein Respekt vor der Natur ist gewachsen. Damals habe ich verstanden, wie klein wir alle wirklich sind.

Und nun finde ich im Internet die etwa 10 minütige Version eines Videos von „unserer“ Welle: Aufgenommen von einem  Gast des Hotels.  Man sieht im Video sehr gut, wie das Wasser wieder und wieder angelaufen ist, wie mit jedem Mal die Zerstörung größer wird. Auch die Basis sieht man im Video zweimal kurz: einmal steht sie noch… Allen, die mich immer wieder mal fragen „wie war das denn damals?“ möchte ich dieses Video nicht vorenthalten…

Ich wünsche Euch allen noch einmal „Fröhliche Weihnachten“ und „Happy Birthday“ für Jenny, Meik, Josh, Kip und all die vielen anderen, die auf Racha und Phuket und wo immer sie während des Tsunami waren so viel mehr Glück hatten als die Tausende, die an diesem Tag ihr Leben verloren haben. Ihnen gelten am 26. Dezember immer meine Gedanken.

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