Divemaster-Ausbildung… Wo soll ich anfangen?
Ganz ehrlich, unter uns: Ich bin es manchmal richtig leid! Unter dem Eindruck der letzten IDCs und eines Prep-Kurses, den ich vor ein paar Tagen durchgeführt habe, muss ich wirklich mal ein paar Dinge loswerden. Denn es ist wirklich zum wahnsinnig werden: Seit über 15 Jahren bin ich mittlerweile im Instructor-Development aktiv und es wird jedes Jahr schlimmer. Wirklich jedes Jahr.
Um an einem IDC teilzunehmen muss man bekanntlich Divemaster (oder etwas Vergleichbares anderer Organisationen) sein. Das ist die simple Vorbedingung. Trotzdem habe ich fast in jedem IDC mittlerweile Kandidaten, die formal zwar diese Anforderung erfüllen aber trotzdem in manchen Bereichen unglaubliche Lücken haben bzw. nach eigenem Bekunden manche Dinge in ihrer Ausbildung nie erlernt haben. Dabei ist doch das, was ein Divemaster drauf haben muss, ganz klar definiert:
Natürlich muss er tauchen können, muss mit Tauchschülern und Kunden umgehen können, sich um die Logistik kümmern und Tauchgänge organisieren und guiden können.
Aber das ist natürlich nicht alles. Ein Divemaster muss vor allem auch fit sein in Tauchtheorie, er muss in der Lage sein, als Ausbildungs-Assistent zu arbeiten, er sollte die PADI-Tauchfertigkeiten auf einem vorzeigbaren Niveau beherrschen (Demo…) und sich einigermaßen in den PADI-Standards auskennen. Unter anderem diese Fertigkeiten und Kenntnisse sind es, die im nächsten Schritt, dem PADI IDC, richtig wichtig werden.
Denn im IDC geht es vor allem anderen darum zu lernen, wie man das Tauchen unterrichtet. Und dazu braucht man natürlich das Rüstzeug.
Immer öfter kommt es aber vor, dass sich in den ersten Tagen des IDC sich schon bei den – bei Top IDC obligatorischen – Eingangsbeurteilungen herausstellt, dass es mit der Tauchtheorie nicht allzuweit her ist. Ein erster Blick in die Standards lässt danach den Schluss zu, dass der Divemaster mit einem Instructor-Manual noch keinen intimen Kontakt gepflegt hat und wenn es dann in den Pool geht, kommt es nicht selten vor, dass zertifizierte Divemaster den einen oder anderen PADI-Skill noch nie ausgeführt, geschweige denn bis hin zum Demonstrationsniveau trainiert haben.
Und an dieser Stelle gibt es immer zwei Möglichkeiten: Ich konzentriere mich auf den IDC und das, was im Rahmen des IDC vermittelt werden muss und lasse Kandidaten mit signifikanten Schwächen „vor die Wand laufen“. Oder ich versuche gemeinsam mit meinem Staff, die identifizierten Defizite auszugleichen und dem Kandidaten zu helfen, sein Ziel Tauchlehrer zu werden zu erreichen.
Natürlich entscheiden wir uns wann immer es geht für die zweite Option. Man will die Kandidaten ja auch nicht hängen lassen. „Überstunden“ in Form diverser Workshops und Erklärungsrunden in den Abendstunden und / oder Extra-Pooleinheiten sind das Ergebnis und machen den IDC für alle Beteiligten länger und anstrengender, als es eigentlich sein müßte…
Und das ist nicht fair! Denn erstens hat der Kandidat viel mehr Stress während des IDC als nötig. Und zweitens ist es auch nicht die Aufgabe des Course Directors und der Staffinstructoren, mit den Kandidaten die Defizite einer schlechten Divemaster-Ausbildung aufzuarbeiten. Dazu haben wir im Rahmen des Programms ganz einfach auch keine Zeit und es ist auch nicht fair gegenüber den Kandidaten, die gut vorbereitet und ausgebildet zum IDC kommen.
Versteh mich jetzt bitte nicht falsch: Als Divemaster-Kandidat kannst Du überhaupt nichts dazu, wenn Deine Ausbildung nicht dem entspricht, was sie eigentlich sein soll. Du vertraust Deinem Instructor und lernst und trainierst die Dinge, von denen man Dir sagt, dass sie wichtig sind. Du kennst in der Regel die Anforderungen nicht genau und gehst zurecht davon aus, dass Dein Instructor weiß, was er tut. Und wenn er dich zum Divemaster brevetiert nimmst Du natürlich an, dass Du alles geleistet hast, was man leisten muss. Und erst wenn Du dich entscheidest, einen Schritt weiter zu gehen, merkst Du, dass das nicht so ist und Dein Divemaster-Kurs nicht ganz das Wahre war…
Was aber denken sich die Instructoren, die Divemaster zertifizieren, obwohl sie die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten nicht haben? Ist es Ihnen egal? Wollen sie nur „billige Hände“ fürs Divecenter und keine qualifizierten Profis? Halten sie sich für kompetenter als das PADI-System, wenn es darum geht angehenden Tauchprofis auszubilden? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.
4 Tipps zur Divemaster-Ausbildung
Wenn sich jemand mit dem Gedanken trägt, eine Divemaster-Ausbildung anzugehen, dann sollte er sich vielleicht kurz die folgenden vier Fragen stellen, bevor er sich entscheidt, den Divemaster-Kurs zu buchen:
1. Wer führt den Kurs durch?
Nur ein qualifizierter Tauchlehrer kann meiner Meinung nach einen Divemaster-Kurs durchführen und ein guter Mentor für dich sein. Ich bin der Meinung, dass Divemaster idealerweise nur von Tauchlehrern ab IDC-Staffinstructor-Level ausgebildet werden sollten. Ich weiß, dass dieser Gedanke aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar ist. Aber Staff-Instructoren wissen, wie man Kandidaten entwickelt, beurteilt und motiviert. Und auf der anderen Seite sind manche OWSI gerade am Anfang ihrer Tauchlehrer-Karriere häufig mit der Ausbildung von Divemastern schlicht überfordert. In jedem Fall solltest Du dich versichern, dass der für die Ausbildung zuständige Instructor weiß, was er tut. Und, dass Du im Verlauf der Ausbildung auch durchgängig einen Instructor als Ansprechpartner hast.
2. Wie viel Wert wird auf die Entwicklung der tauchtheoretischen Kenntnisse gelegt?
Klar wirst Du die Tauchtheorie zunächst einmal im Selbststudium erlernen. Ist ja auch sehr angenehm für Dich. Aber Du brauchst auch einen Tauchlehrer, der dir Dinge erklären kann, wenn Du selber einmal nicht weiterkommst. Das Wissen, das in der Enzyklopädie des Sporttauchens steckt musst Du „drauf haben“. Du solltest mindestens eine Prüfung schreiben (besser sind aus meiner Sicht zwei oder mehr) und Du solltest die falsch beantworteten Fragen gründlich erklärt bekommen. Nur so hast Du die Chance auf wirklich fundiertes Wissen.
3. Wie lange dauert der Kurs?
Ein Divemaster-Kandidat muss sich mit einem Haufen von Dingen beschäftigen: Tauchtheorie muss gelernt werden, ein generelles Verständnis des PADI-Systems soll aufgebaut werden, der Kandidat muss verstehen, was es bedeutet ein Divemaster zu sein und muss üben, trainieren und Gelerntes verfestigen durch Wiederholung und Praxis. Das geht nicht in zwei Wochen!
4. Was kostet der Kurs?
Ja – tatsächlich: Du kannst darauf wetten, dass ein besonders günstiger Preis ziemlich sicher darauf hindeutet, dass die Ausbildung am Ende nicht besonders wertig ist. Ein Tauchlehrer ist mindestens 40 effektive Stunden mit einem Divemaster-Kurs beschäftigt. Häufig ist ein Divemaster-Kurs ein „Einzelkurs“. Findest Du 15 Euro Stundenlohn (brutto) für einen Tauchlehrer, der dich zum Profi ausbilden soll zu viel? Wenn nicht, musst Du mit einem Kurspreis von rund 850,- € inkl. Material mindestens rechnen. Und das sollte es Dir auch wert sein.
Bist Du schon Divemaster und trägst Dich mit dem Gedanken, bald den nächsten Schritt zu machen empfehle ich Dir, Deinen eigenen Stand kritisch zu hinterfragen. Und wenn Du unsicher bist, ob Du alle Voraussetzungen für eine „smoothe“ Teilnahme am IDC mitbringst, dann tu Dir den Gefallen und nimm an einem IDC-Vorbereitungskurs teil. Es macht Dir das Leben im IDC sehr viel einfacher. Und bedanken kannst Du dich in diesem Fall dann ja bei dem Instructor, der Dich zum Divemaster brevetiert hat.
Und wenn Du bereits Instructor bist, dann bilde Deine Divemaster-Kandidaten einfach vernünftig aus, so wie Du es in Deinem IDC gelernt hast ;-). Deine Kandidaten werden es Dir danken und ich werde Dich gerne weiterempfehlen. Versprochen!